ppGB 70 Camping

6.8.

Walter:

Da die zwei letzten Tage mit stadtnahen Campingplätzen vor und nach der Fähre Helsinki – Tallin nicht besonders aufregend waren, möchte ich heute ein paar Zeilen über Campingplätze im allgemeinen und deren Benützer/Bewohner schreiben. Grundsätzlich haben wir uns bei der Auswahl der Campingplätze am ADAC-Campingführer orientiert. Die Sternchenbewertung in diesem Campingführer sollte man allerdings mit etwas Vorsicht in seine Planung einbeziehen. Unserer Erfahrung nach wurde der Zustand der Sanitäranlagen viel zu wenig gewichtet. Wir fanden bei Plätzen mit mehreren Sternen oft viel schlimmere Zustände vor, als bei geringer bewerteten Betrieben. Außerdem sind im ADAC-Campingführer bei weitem nicht alle Campingplätze gelistet. Sehr hilfreich bei der Suche war uns auch eine App mit Offline-Karten, die gleichzeitig als Navi und Informationsquelle bezüglich Tankstellen, Geldautomaten, Apotheken, usw. dient. Wir haben auf der langen Reise auch festgestellt, dass es bei der Qualität der Plätze und im Preis/Leistungs- Verhältnis keine länderspezifischen Unterschiede gibt, sondern nur vom einzelnen Betreiber abhängig ist.

Die Benützer/Bewohner der Campingplätze sind, einschließlich uns selbst, schon irgendwie ein etwas eigenartiges Volk. Wochenlang auf eingeschränktem Raum wohnen, fast täglich den Ort wechseln und meist erst am späten Nachmittag den Platz der Übernachtung festzulegen, ist sicher nicht jedermanns Sache. Einige Gruppen unter den Campingplatzbenützern lassen sich aber trotzdem differenzieren. Der Großteil der Leute, die wir getroffen haben, sind, so wie wir, eher ruhige und naturverbundene Menschen, die je nach kulturellem Hintergrund mehr oder weniger kontaktfreudig sind. Zwei kleine Gruppen stechen aber trotzdem aus der Menge hervor. Für ganz spezielle Campingplatzbenützer haben wir mittlerweile die Bezeichnung „Muppets“ gefunden, angelehnt an die zwei alten Herren am Balkon aus der gleichnamigen Trickserie. In der Regel handelt es sich dabei um dickbäuchige, alte Herren, die sich immer in der Nähe der Sanitäranlagen positionieren und alle vorbeiziehenden Leute (vor allem die weiblichen) ganz genau begutachten. Die zweite interessante Gruppe sind die „Schauspieler“, die oft bei den anderen Benützern für gute Unterhaltung sorgen. Je nach Landschaftstyp, wo sich der Campingplatz befindet, geben sie die unterschiedlichsten Rollen. Am Strand sind es die Fitnessgurus, die joggend die Fitnesseinrichtungen abarbeiten und dabei genauestens darauf achten von allen gesehen zu werden. Auf einem Waldcampingplatz in Finnland dagegen tauchte ein Pärchen in vollkommen durchgestyltem Safarilook auf. Vom Crocodile-Dundee Hut bis zu den Gamaschen passte alles perfekt. Ein zum Wohnmobil umgebauter, älterer Landrover rundete das Bild ab. Erwähnenswert dazu ist noch, dass weder auf Kleidung/Schuhe noch am gesamten Fahrzeug kein kleines bisschen Schmutz zu finden war. Selbst die Reifen des Fahrzeugs schienen frisch gewaschen zu sein. Bei der Suche nach einem geeigneten Stellplatz machten sie ein Theater, als ginge es darum einen Löwen(Bären)sicheren Platz zu finden – Schauspiel für alle vom Feinsten.